Lektion 30 - Panorama der christlichen Gemeinde - Teil 1
Vom Anfang bis zum Ende ist die Bibel eine Offenbarung der Person Jesus Christus. Im 1. Buch Mose lesen wir von der Schöpfung, dem Sündenfall und wie der Mensch als Folge seines Ungehorsams das Paradies verlor. Aber wenn uns auch der Bericht vom Fall des Menschen mit grosser Traurigkeit erfüllt, so finden wir doch Trost in der Verheissung, dass einer kommen würde, um alles was verloren gegangen war, wiederherzustellen. Siehe 1. Mose 3,15. Im ganzen Alten Testament wird immer wieder auf Christus, den Einen, hingewiesen, der kommen sollte. Die Evangelien offenbaren ihn als den verheissenen Erlöser. Sie schildern sein Leben und seinen Dienst von der Krippe in Bethlehem bis zu seiner Himmelfahrt. In der Apostelgeschichte lesen wir, wie die christliche Gemeinde, die nach dem Namen ihres Erlösers genannt war, unter dem Wirken des Heiligen Geistes einen Sieg nach dem anderen errang. Im letzten Buch der Bibel, der Offenbarung, wird uns Christus in seiner Herrlichkeit geschildert, wie er im himmlischen Heiligtum für uns dient. Wir sehen ihn auch als obersten Richter, vor dem wir alle erscheinen müssen, und der schliesslich das unwiderrufliche Schicksal eines jeden festsetzt. Die letzten Szenen zeigen ihn als König aller Könige und Herr aller Herren, der für immer über die wiederhergestellte Erde herrschen wird. In der ganzen Bibel geht es nur um eines: Jesus Christus in all seiner Herrlichkeit.
Wir haben bereits gesehen, dass das Buch Daniel einen prophetischen Abriss unserer Weltgeschichte enthält. Im Buch der Offenbarung geht es nun in erster Linie um die Geschichte der Gemeinde. Irdische Nationen werden nur soweit erwähnt, als die christliche Gemeinde davon betroffen ist.
1. Welche Verheissung gilt denen, die die Offenbarung lesen und danach trachten, sie zu verstehen?
Offenbarung 1,3
Anmerkung: Viele sind der Auffassung, die Offenbarung sei ein geheimnisvolles Buch, das man nicht verstehen könne. Aber die einleitenden Worte zeigen gerade das Gegenteil. Es ist eine Offenbarung. Es wird etwas offenbart, aufgedeckt und erklärt.
2. Wann würden sich die in der Offenbarung beschriebenen Ereignisse erfüllen?
Offenbarung 1,3
Anmerkung: Daniel erwähnte Ereignisse, von denen sich einige erst Jahrhunderte später zutragen sollten. Aber Johannes sah Dinge, die bald in Erfüllung gehen sollten. In Vers 19 des ersten Kapitels lesen wir, dass Johannes auch auf Ereignisse hingewiesen wurde, die sich bereits in seinen Tagen abspielten.
3. An wen sollte Johannes die empfangene Botschaft weitergeben?
Offenbarung 1,11
Anmerkung: Wenn in der Bibel die Zahl sieben erwähnt wird, dann deutet dies auf Ganzheit oder Vollständigkeit hin. Bereits im ersten Buch Mose lesen wir, dass Gott sein Werk der Schöpfung in sieben Tagen vollendete. In der Offenbarung treffen wir die sieben Sendschreiben, die sieben Siegel und die sieben Posaunen an. Da die Botschaften, wie sie in Offenbarung 2 und 3 zu finden sind die sieben Gemeinden betreffen, können sie sich nicht nur auf die sieben örtlichen Gemeinden beziehen, an die sie adressiert waren. Vielmehr gelten diese Botschaften der christlichen Gemeinde während all der kommenden Jahrhunderte, von der Gründung bis hin zum Ende der Zeiten. Die Namen der sieben Gemeinden sind Symbole der Gemeinde in den verschiedenen Abschnitten des christlichen Zeitalters. Die Sinnbilder offenbaren den Zustand der Gemeinde in den verschiedenen Abschnitten der Weltgeschichte.
4. Wer redet zu den einzelnen Gemeinden?
Offenbarung 1,11-13
5. Wo stand Christus, als er die Botschaften für die sieben Gemeinden übermittelte?
Offenbarung 1,13
6. Was stellen die sieben Leuchter dar?
Offenbarung 1,20
Anmerkung: Die Leuchter sind ein treffendes Symbol für die Gemeinde in den verschiedenen Zeitaltern. Sie ist das Licht der Welt, siehe Matthäus 5,14, die den Menschen das Evangelium von Jesus Christus bringt. Siehe 2. Korinther 4,4. Hier wird uns Christus beschrieben, wie er unter den sieben Leuchtern wandelt. Das stellt sein enges Verhältnis zu seiner Gemeinde während all der Zeitalter dar.
7. Was hielt Jesus in seiner rechten Hand?
Offenbarung 1,16
8. Was stellen die Sterne dar?
Offenbarung 1,20
Anmerkung: Hier werden jene dargestellt, denen die Verantwortung aufgetragen ist, die Erkenntnis der errettenden Wahrheit des Evangeliums zu verkündigen. Alle, die diese Verantwortung ernst nehmen und sich als treu erweisen, finden hierin einen grossen Trost, denn nichts kann sie aus der Hand Jesu reissen. Siehe auch Johannes 10,28.29.
Bevor wir nun die sieben Gemeinden im Einzelnen betrachten, wollen wir festhalten, dass jeder dieser sieben Briefe in sieben Teile gegliedert werden kann: 1. Einleitung: Es wird auf Christus, den Autor des Briefs hingewiesen. Christus wird jeweils unter verschiedenen Namen oder Bezeichnungen erwähnt, was für die angesprochene Gemeinde von besonderer Bedeutung ist. 2. Schilderung des Zustands der Gemeinde. 3. Tadel oder Zurechtweisung. 4. Aufforderung zur Busse. 5. Prophezeiung an die Glieder der Gemeinde. 6. Einladung. 7. Verheissung für die Überwinder.
9. Welchen Namen trug die Gemeinde, die zuerst angesprochen wurde?
Offenbarung 2,1
10. Welche Schwierigkeit hatte der treue Zeuge mit der Gemeinde Ephesus?
Offenbarung 2,4
Anmerkung: Ephesus war eine wunderschöne Stadt. Hier war das Zentrum der Verehrung der Göttin Diana. Sie war als Die grosse Mutter oder Die grosse Mutter der Götter bekannt. Es ist ein interessanter Umstand, dass gerade anlässlich des Konzils zu Ephesus im Jahre 431 n.Chr. der Titel "Mutter Gottes" auf die Jungfrau Maria angewendet wurde.
Geschichtlich gesehen, deckt die Gemeinde Ephesus ungefähr die ersten 70 Jahre des christlichen Zeitalters ab. Während jener Zeit waren die Apostel in der Lage, die Gemeinde zu leiten und ihr mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. So war dieser Zeitabschnitt tatsächlich ein wünschenswerter. Unter der Führung der Apostel ging die christliche Gemeinde hinaus in die Welt, erfüllt mit Eifer für Christus und Liebe zu den Menschen. Doch im Verlauf der Zeit nahm dieser Eifer stetig ab und Christus weist darauf hin, dass dieser Mangel an Liebe und Hingabe für die Gemeinde ein geistlicher Fall bedeutet, ein Fall, dessen sich die Glieder gar nicht bewusst waren. Christus anerkennt, dass die Gemeinde Ephesus die Lehren der Nikolaiten verabscheute. Aber das allein kann den Mangel an Liebe niemals wettmachen.
Die Gemeinde Ephesus muss wieder zur ursprünglichen reinen Wahrheit zurückkehren.
11. Unter welcher Bezeichnung wendet sich Christus an die Gemeinde Smyrna?
Offenbarung 2,8
Anmerkung: Obwohl die Gemeinde Smyrna sonst nirgends in der Bibel erwähnt wird, wissen wir aufgrund der Geschichte, dass die Christen in Smyrna mehr zu leiden hatten, als jene in anderen Städten oder Regionen. Die Stadt wurde wiederholt zerstört, einmal durch Erdbeben, und mehrere Male durch einfallende Armeen. Smyrna stellt den zweiten Zeitabschnitt dar, den die christliche Gemeinde durchlebte. Als die heidnische Welt sah, wie das Christentum über das ganze Römische Reich dahinfegte und sie seine Auswirkungen zu spüren bekam, bot sie all ihre Kräfte auf, um dieser Invasion entgegenzutreten. Unter Kaiser Nero setzten eine Verfolgungswelle ein, die mit mehr oder weniger Heftigkeit während der folgenden zweieinhalb Jahrhunderte andauerte. Auch der Apostel Paulus wurde unter Nero hingerichtet. Obwohl die Christen ihres Eigentums beraubt wurden und sie arm an irdischen Gütern waren, so waren sie doch reich im Glauben. Sie wurden als solche bezeichnet, die selbst unter Widerwärtigkeit und Mühsal treu blieben. Jesus forderte sie mit den Worten auf: "Fürchte dich vor keinem, was du leiden wirst!"
12. Was sollten die Glieder dieser Gemeinde erleiden?
Offenbarung 2,10
Anmerkung: Die letzte und zugleich heftigste Verfolgung gegen die Christen fiel in die Zeit von 303 bis 313 n.Chr. unter Kaiser Diokletian. Während dieser Zeit bestieg Konstantin den Thron.
Im Brief an die Gemeinde Smyrna wird Jesus als der Erste und der Letzte bezeichnet, als derjenige, der tot war und wieder lebendig wurde. Wie sehr traf diese Erfahrung Christi auf die Erfahrung seiner Gemeinde in jener Zeit zu. Jenen, die um seinetwillen litten, begegnete Christus als derjenige, der auch durch die Erfahrung des Todes gegangen war und dann wieder lebte. Er versprach ihnen, dass auch wenn sie dieses irdische Leben verlieren würden, sie sich vor dem zweiten Tod nicht zu fürchten brauchten. Siehe Offenbarung 2,10. Für diese Gemeinde hatte Christus nur Lob und keinen Tadel.
Weiter lesen wir: "Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben." Vers 10. Dann folgt die Aufforderung, auf das zu hören, was der Geist den Gemeinden sagt. Und zum Schluss folgte die ermutigende Verheissung für alle, denen Tod und Verfolgung um des Glaubens willen wartete: "Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem zweiten Tode." Vers 11.
13. Welches war die dritte Gemeinde, an die sich Jesus richtete?
Offenbarung 2,12
14. Welche Lehre duldeten die Gläubigen der Gemeinde zu jener Zeit?
Offenbarung 2,14
Anmerkung: Es war Bileam nicht gelungen, Israel zu verfluchen. Darum beschritt er nun einen anderen Weg, um Gottes Missfallen über die Gemeinde zu bringen. Er verleitete sie dazu, Gottes Gesetz durch Sittenlosigkeit und Götzenanbetung zu übertreten. Dieser Plan funktionierte und Israel fiel von Gott ab. Siehe 4. Mose 25,3. Dieser Götzendienst schwächte die Streitkräfte Israels derart, dass ihre vorher unbesiegbaren Armeen nun vor ihren Feinden nicht mehr bestehen konnten.
Satan sah, dass er die christliche Gemeinde nicht besiegen konnte, denn sie verfügte über eine Kraft, der er nicht gewachsen war. Deshalb dachte er sich einen heimtückischen Plan aus: Wenn das Christentum bereit wäre, einige als harmlos erscheinende Dinge der heidnischen Religion anzunehmen, dann könnte es sich viel weiter ausbreiten.